Religionsunterricht unter erschwerten Bedingungen

Im Dekanatsbezirk Neumarkt i.d.OPf. leben Evangelische Christen überwiegend in der Minderheit, der sogenannten Diaspora. Entsprechend gibt es auch nur relativ wenige evangelische Schüler an den Schulen. Die Hintergründe der daraus folgenden Chancen und Probleme sind im Folgenden erklärt:

Zusammenlegung von Unterrichtsgruppen: Dilemma und Chance
Wenn der Religionsunterricht am Nachmittag ist?
Evangelisch – und trotzdem Teilnahme am katholischen Religionsunterricht?
Wer unterrichtet evangelische Religion?

 Zusammenlegung von Unterrichtsgruppen: Dilemma und Chance

Die Zahl der evangelischen Schüler und Schülerinnen ist in unserer Region häufig gering. Deswegen müssen Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Klassen zu einer Unterrichtsgruppe zusammengefasst werden. Die – größere – katholische Gruppe bleibt im Klassenzimmer, während die Kinder für evangelische Religion in einen anderen Raum gehen. Meistens werden Kinder aus einer Jahrgangsstufe (also z.B. aus allen 5. Klassen) zusammengefasst. Oft müssen aber auch zwei Jahrgänge kombiniert, damit eine richtige Unterrichtsgruppe möglich wird (z.B. 5. und 6. Jahrgangsstufe).
Diese Praxis ist ein Dilemma, kann aber auch eine Chance sein. Manchmal kann ein eigener Raum für evangelische Religion reserviert werden. Dann können die Unterrichtenden diesen Raum auch besonders einrichten oder Unterrichtsmaterialien und Bilder über einen längeren Zeitraum hängen lassen.
Schwierig wird es, wenn zu viele Jahrgänge zusammengefasst und dann noch sehr große Gruppen gebildet werden. In einer Gruppe von 25 oder gar 30 Kindern aus den Klassenstufen 1 bis 4 oder gar 5 bis 9 ist pädagogisch sinnvolles Arbeiten nicht mehr möglich. Auch wenn eine solche Praxis manchmal aus der Not nicht vorhandener Lehrkräfte geboren ist, soll die Zusammenlegung verschiedener Jahrgänge auf ein pädagogisch vertretbares Maß reduziert werden.

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Wenn der Religionsunterricht am Nachmittag ist?
Ein besonders Problem entsteht, wenn die Kinder aus sehr vielen verschiedenen Klassen herausgenommen werden müssen. Dann ist ein Unterricht, der parallel zum katholischen Religionsunterricht stattfinden soll nicht mehr organisierbar und muss am Nachmittag stattfinden. Das ist an ländlichen Schulen manchmal unumgänglich. In solchen Fällen bemühen sich die Lehrkräfte, den Unterricht mit spielerischen und kreativen Elementen so interessant und kurzweilig wie möglich zu gestalten. Dies ist bei den dann meist üblichen Blockstundenmodellen auch leichter möglich als in dreiviertelstündigen Schulstunden.

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Evangelisch – und trotzdem Teilnahme am katholischen Religionsunterricht?

Für Religionsangehörige einer Konfession, für die an bayerischen Schulen entsprechender Religionsunterricht eingerichtet ist, ist der bekenntnisgebundene Religionsunterricht Pflichtfach. Für andere Konfessionen, Religionen und Bekenntnislose gibt es den Ethikunterricht.
Ein Wechsel evangelischer Kinder in den katholischen Religionsunterricht – etwa weil dieser am Vormittag und nicht am Nachmittag liegt – ist deshalb grundsätzlich nicht möglich.

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Wer unterrichtet evangelische Religion?
Am evangelischen Religionsunterricht sind unterschiedliche Berufsgruppen beteilgt. Bayernweit wird jeweils etwa die Hälfte von staatlichen Lehrkräften und kirchlichen Lehrkräften abgedeckt. In der Diaspora sind es mehr kirchliche Lehrkräfte, da es dort nur wenige staatliche Lehrkräfte der Diasporakonfession gibt.

  • Staatliche Lehrerinnen und Lehrer haben während ihrer Ausbildung Evangelische Religion als Unterrichtsfach oder Didaktikfach studiert. Sie unterrichten an Grund-, Hauptschulen und Förderschulen ebenso wie an Realschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen. Religionsphilologen an Gymnasien unterrichten nicht selten ausschließlich das Fach Religion.
  • Gemeindepfarrer haben im Rahmen ihres Dienstauftrages im Durchschnitt 6 Wochenstunden Religionsunterricht an öffentlichen Schulen zu erteilen. Auch sie werden im Rahmen des Vikariates dazu ausgebildet, damit sie später einen qualifizierten Unterricht erteilen können.
  • Religionspädagoginnen und –pädagogen haben an der Fachhochschule studiert und sind speziell für Religionsunterricht und Gemeindepädagogik ausgebildet. Sie decken häufig den Unterricht an vielen verschiedenen Schulen ab und haben weite Fahrtstrecken zurückzulegen. Manchmal haben sie neben der Schule einen Dienstauftrag in einer Kirchengemeinde.
  • Katechetinnen sind nebenamtliche Lehrkräfte, die sich gleichsam auf dem zweiten Bildungsweg qualifiziert haben. Engagierte und kundige Gemeindeglieder bereiten sich in einem zweijährigen Kurs für den Religionsunterricht an Grund- und Mittelschulen vor. Sie sind vor allem an Schulen, in denen manchmal nur 4 Stunden anfallen, das Rückgrat des Religionsunterrichtes in der Diaspora. In der Nachkriegszeit haben Katechetinnen große Teile des gesamten Religionsunterrichtes übernommen.

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